Category Archives: Flaschensammeln

Long time no see

Jahrelang lag diese Seite brach, aus verschiedensten Gründen.

Viele Themen haben sich weiterentwickelt. Und ich bin immer wieder diesem Bild, das mir schon im Jahre 2014 immer wieder über den Weg gelaufen ist, begegnet.

screenshot_2019-01-04 armut in deutschland – wenn es nicht mal für das nötigste reicht_

Es ist eines dieser Stockphoto-Bilder*, die in – überarbeiteten – Redaktionen immer wieder benutzt werden – in diesem Fall von der dpa. Ich habe die vergangenen Jahre die “Karriere” dieses Bildes nicht mehr verfolgt, vielleicht ergibt sich die Chance das ein wenig nachzurecherchieren.

Es gibt noch andere Bilder die immer wieder verwendet werden, wie z.B. das Titelbild dieses Artikels: https://www.dw.com/de/armut-im-aufw%C3%A4rtstrend/a-46720889 . Dieses

2014 hat mich die unhinterfragte Verbindung von Flaschensammeln und Armut hierauf aufmerksam gemacht. Auch Aspekte wie das offentlichtliche Alter, das Greifen in den Müll. Aber auch die Plastiktüten sind ein klassisches Element dessen, wie wir uns FlaschensammlerInnen vorstellen. Es ist ebenfalls wichtig zu erwähnen, dass die auf diesen Fotos abgebildeten Menschen nicht identifizierbar sind, was erst einmal begrüßenswert ist. Andererseits bleibt Armut damit auch anonym, kann, ja muss interpretiert werden. Armut ist durchaus Realität für flaschensammelnde Menschen hierzulande. Eine weitere Analyse dieser Bilder, in denen so verschiedene, scheinbar logisch zusammenhänge Themen zusammenfallen, würde mich reizen.

* Die Sendung des WDR ist durchaus sehenswert: https://www.planet-wissen.de/video-armut-in-deutschland–wenn-es-nicht-mal-fuer-das-noetigste-reicht-100.html

Advertisement

Gedankenlose Bilder II

Das Bild der flaschensammelnden Frau wächst langsam aber sicher zu einem Klassiker heran….http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/pfandsammler-studie-erklaert-das-phaenomen-der-flaschensammler-a-971255.html

Die daran anschließende Kommentarsektion ist interessant bis schwer zu ertragen. Nicht nur dass die Studie ohne jede Grundlage (manche scheinen nicht mal den sehr dürftigen Artikel, geschweigedenn den Klappentext des Buches, gelesen zu haben) verrissen wird und, wie so häufig in SpOn die Existenzberechtigung der Soziologie und/oder Sozialwissenschaft in Frage gestellt wird, es kommen teils auch üble Meinungen und Vorurteile gegenüber den Betroffenen zutage und, bei SpOn obligatorisch, die Genderismus-Keule. Ich find es immer wieder erstaunlich, in welch unsinnigen Zusammenhängen gegen die Geschlechterforschung dort immer wieder argumentiert wird. Sei es wie es sei. Das Bild macht also wieter Karriere und ich muss mich wirklich mal mit Andreas, einem mir aus dem Auslandssemester bekannten Journalisten, reden, ob er mir was zur Entscheidungsfindung bei Bildern im Onlinejournalismus sagen kann.

Ein neues to-do! 🙂

Abgeschloßen hab ich dagegen die Veröffentlichung beim Studentischen Soziologiemagazin: http://soziologieblog.hypotheses.org/6718

Ich hatte es in einem vorherigen Post erwähnt. Entwicklungsforschung erscheint gut geeignet um sozialen Wandel in Deutschland, vll. auch anderen Industrieländern zu untersuchen. In dieser Forschungstradition wurden bereits problematische Verkürzungen wie z.B. dualistische (z.B. legale vs. illegale Wirtschaft) oder auch Evolutionstheorien (muss ich mehr dazu sagen?) entwickelt, kritisiert und verworfen, die sich aktuell wieder im deutschen (vll. sogar dem europäischen) Prekaritätsdiskurs finden lassen (im Artikel hab ich das zumindest anreissen können). Außerdem ist aktuellen Zugängen zu Armut und Ausbeutung in Deutschland (meinem Eindruck nach) ein klar androzentrischer bias inhärent, denn Erwerbsarbeit wird immer noch vorwiegend durch Männer erledigt. Die ersten Entlassungen waren zumindest bis zur letzten Wirtschaftskrise vor allem Frauen und GeringverdienerInnen/Teilzeitkräfte, die wiederum mehrheitlich Frauen sind. EIn Teufelskreis, aber vor ner Weile/Jahren gab es Artikel die, so meine ich mich zu erinnern, aussagten dass Frauen überdurchschnittlich wenig von Entlassungen betroffen waren. Müsste man mal recherchieren oder untersuchen. 😀

Soweit so gut. Endlich hab ich mal wieder was gepostet! :-9

I think that in social science we write to protect as much as we write to express the self and to describe the world. *

Nach dem ersten Post, der viel zu umfangreich und unstrukturiert war, versuche ich mich an einer knapperen, besser verständlicheren “Einleitung”.

Was bezwecke ich mit diesem Blog?

Er soll meinen Versuch dokumentieren, mich weiter mit Themen sozialen Wandels, mit Ausgrenzung, Ausbeutung, auseinanderzusetzen. Letztlich geht es also auch um Armut.

Warum ein Blog?

Öffentliche Blogs haben viele Vorteile – zu viele sie hier aufzuführen. Für mich wichtig sind die Anregungen und Kommentare von LeserInnen. Zugleich möchte ich natürlich auch darstellen. Wie sieht die Lebenssituation von FlaschensammlerInnen in Deutschland aus? Wie sieht sie in anderen Ländern aus? Kann das Pfandsammeln als Form der Lebens- und Einkommenssicherung mit anderen prekären Daseinsformen vergleichen werden? Was für Auswirkungen haben solche Phänomene der Ausbeutung, Ausgrenzung, der unsicheren Lebens- und Produktionszusammenhänge auf das Zusammenleben in dieser und anderen Gesellschaften? Vielleicht ergeben sich neue Kontakte über dieses Blog. Das “nach außen gehen” mit meinem Thema hat sich im laufe der Erstellung meiner Masterarbeit häufig als hilfreich und sinnvoll erwiesen, seien es Ideen und Anmerkungen zur Theorie oder neue Kontakte. Öffentlichkeit ist also ein zentrales Motiv dieses virtuellen Ortes.

Warum dieses Bild?

Ich habe es bereits im ersten Beitrag versucht auszudrücken. Es kursieren vermutlich hunderte Bilder im Netz auf denen FlaschensammlerInnen abgebildet sind. Nicht alle werden mit Einverständnis der Abgebildeten entstanden worden sein. Das Problem ist aber nicht allein die Art und Weise wie diese Bilder entstanden sind. Es geht vielmehr darum, wie diese verwendet werden. Kurz gefasst, werden sie als Symbolisierungen für unterschiedlichste Gedanken und Zwecke gebraucht, häufig aber auch missbraucht. Aus diesem Grund nutze ich keine Personen abbildende Fotografien, sondern nutze ein Bild, zu dem ich schon im Vortrag an Hochschule Furtwangen eigentlich alles gesagt habe.

Was kommt noch?

Zum einen möchte ich Ergebnisse meiner Masterarbeit hier veröffentlichen, aber auch Gedanken zu weiteren Kontakten, Beobachtungen und insgesamt zum weiteren Verlauf dessen, was sich hoffentlich zu einer ausgewachsenen Promotion entwickelt. Auf “Nebenseiten” kommen vielleicht auch abseitigere Gedanken zum Vorschein, mal schauen. Aber eigentlich möchte ich weiterführendes zum Thema Pfandsammeln, Armut und Kombinierte Produktionsformen veröffentlichen. Gerade letzteres verweist auf einen Aspekt meines Interesses, der sich immer noch in Entwicklung befindet. Er entstammt der Bielefledler Entwicklugnsforschung und beschreibt, wie Menschen verschiedenen Produktions- und Erwerbsformen kombinieren, um ihr Überleben zu sichern. Im Verlauf des vergangenen Jahres habe ich erkennen müssen, erkennen können, dass es weitere theoretische Interpretationsmöglichkeiten des Phänomens Flaschensammeln gibt. Meine Untersuchung anhand der Bielefelder Entwicklungsforschung hat jedoch den Vorteil, einen ziemlich schonungslosen Vergleich aktueller Lebensverhältnisse im Industrieland Deutschland mit denen in Entwicklungs- und Schwellenländern der 1980er Jahre zu ziehen. Dieser Vergleich ist aus meiner Sicht angemessen, zumal er hiesige Verhältnisse in seiner Analyse berücksichtigt. Dennoch liegen weitere Theorien vor, die es wert sind, darauf angewendet zu werden. Offensichtlicherweise ist dies die moderne Armuts- und Ungleichheitsforschung. Interessant ist jedoch auch die aktuelle Prekaritätsforschung oder der Konsumansatz von Stephan Lorenz. Es wird sich zeigen. 🙂

*  Susan Krieger: Social Science & The Self – Personal Essays on an Art Form